Die Schlacht bei Hemmingstedt
http://www.wiederich.net/die-schlacht-bei-hemmingstedt.html

© 2011
 

Die Schlacht bei Hemmingstedt am 17.02.1500

Der Dänenkönig Johann und sein jüngerer Bruder Herzog Friedrich von Holstein wollten das benachbarte Dithmarschen im Februar 1500 wieder einmal unter Waffengewalt erobern und ausrauben .

Sie hatten sich für diesen Feldzug zur Verstärkung  die "Schwarze Garde" unter Junker Slenz gemietet. Diese berüchtigte, schwer bewaffnete Truppe von etwa 4.000 Landsknechten hatte sich auf die Unterwerfung von freien Bauernrepubliken spezialisiert und war für ihre Rücksichtslosigkeit und Mordlust bekannt.

In kleineren Abteilungen schlossen sich diese Söldner unter selbst gewählten Führern zusammen, ließen sich bald hier, bald da, zu kleineren Kriegen und Fehden anwerben und zogen in der Zwischenzeit plündernd durch das Land. Diese Söldnertruppe , die „Schwarze Garde“ kämpfte unter Mathias Corvinus (1443 – 1490 ) in ungarischem Sold in Schlesien und unter Albrecht dem Beherzten von Sachsen  ( 1443 – 1500 ) in Geldern in Holland.

Wo sie auftauchte, verbreitete sie Angst und Schrecken unter der Bevölkerung, denn sie begnügte sich nicht nur mit dem Kampf gegen die Gegner, nein, auch Mord Raub und Vergewaltigungen gehörten damals zum Kriegshandwerk.


Den Dithmarscher Bauern stand also ein seit mehr als 7 Jahre ununterbrochen kampferprobtes Söldnerheer, das noch nie geschlagen worden war,  gegenüber. Wahrlich ein schrecklicher Gegner. 

Ihr Schlachtruf war: "Wahr Di, Buer, de Gaar de kummt" (Wehr dich, Bauer, -sieh dich vor – Bauer- die Garde kommt). Sie verbreiteten Angst und Schrecken  in der angegriffenen Bevölkerung.

Viele Söldner wurden Ende Januar 1500 in Neumünster einquartiert, der Rest auf Segeberg, Rendsburg und Itzehoe verteilt. Am 28. Januar wurde eine umfassende Heerschau in Neumünster durchgeführt. Zu diesen Truppen stieß der gesamte ross-dienstpflichtige wehrpflichtige Adel, ross - dienstpflichtige Bauern und Bürger ohne Pferd und zahlreiche Abenteurer aus Europa, die auf Beute hofften.


Dazu kamen auf dänischer Seite die adlige Ritterschaft aus dem dänischen Königreich wie Norwegen, Schweden und Dänemark sowie Schleswig – Holstein, sowie. benachbarten Ländern wie Lauenburg, Pommern, Mecklenburg, Friesland  und den Niederlanden mit ihren Knappen, insgesamt mehr als 2.000 Mann,  wovon etwa ein Viertel Ritter und drei Viertel Knappen  waren und geschätzte 5.000 Mann der Landwehr, also wehrpflichtige Bürger und Bauern, die Artillerie und der Tross.  Insgesamt bestand das Eroberungsheer also aus ca. 11-12.000 Mann. Hinzu kamen Kutscher, Fahrer, Knechte und fahrendes Volk, das den Heerzug in der Hoffnung auf Beute begleitete.

Viele der Adligen waren zuvor noch auf der fürstlichen Doppelverlobung in Kiel auf dem Schloss gewesen, wo am 5. Februar die Verlobung der dänischen Königstochter Elisabeth mit dem Markgrafen Joachim von Brandenburg und dessen Schwester Anna von Brandenburg mit dem Herzog Friedrich stattfand.

Diese für damalige Zeiten erschreckende gewaltige Heeresmacht wälzte sich also gegen das kleine Bauernvolk der Dithmarscher, das mit Mühe insgesamt ca. 5.000 Männer mit ihren Familien umfasste.

Am 11. Februar brach man zu dem 45 km – Tagesmarsch nach Hanerau-Hademarschen  über Wasbek und Hohenwestedt auf.

In den folgenden Tagen ging es grausam zu.  Meldorf wurde in einem entsetzlichen Blutbad genommen. Am 13. Februar 1500 stürmte und plünderte dieses Heer die damalige Dithmarscher Hauptstadt Meldorf und richteten dort  ein großes Blutbad unter der Bevölkerung, unter Frauen, Kindern, und Alten an. Am 17. Februar zog das Heer dann weiter gegen Heide. Die Dithmarscher Bauern hatten derweil die damals etwa 3 km entfernten Deichsiele zur Nordsee geöffnet und so mit der Mittagsflut große Teile des tief liegenden Landes unter Wasser gesetzt.

An dem schmalen Landweg nach Heide hatten sie eine kleine Schanze aufgeworfen. Außer dem hatte sich das Wetter ziemlich verschlechtert, so dass der dänische Tross nicht sehr schnell vorankam und buchstäblich im Schlamm stecken blieb. Es war sehr kalt, ein Schneeregen ging nieder und erschwerte die Sicht. Der  mehrere Kilometer lange Heerzug hatte Meldorf noch nicht ganz verlassen, als die Spitze schon auf diese Schanze traf

Unter dem Dröhnen der Landsknechtstrommeln und dem Krachen der Geschütze  entbrannte ein heftiger Kampf an der Schanze. Die Dithmarscher Bauern , sie bestanden aus normalen Bürgern – überwiegend Bauern - von 16 – 60 Jahren, – waren zuerst an der Schanze etwa nur 300 Mann, später durch hinzueilende Verstärkung bis zu 3.000 Mann,  -  waren trotz großer Unterlegenheit im Vorteil, weil sich die schwarze Garde auf dem schlammigen höheren Weg staute und nicht die gewohnte Angriffsformation bilden konnte. Sie mussten ins hüfttiefe Wasser hinab, um die  Schanze der Dithmarscher von vorn und von der Seite her anzugreifen.

Die Garde hatte bei vier Mann nebeneinander eine Länge von fast einem Kilometer, der ganze Heerzug war fast 11 km lang. Die schweren Ritter und deren Tross folgten nach, nach dem guten englischen Motto: Lass man erst einmal die bezahlten Hilfstruppen sich ausbluten. . Die Dithmarscher dagegen trugen gar keine oder leichte Rüstungen und bewegten sich mit Hilfe von Springstöcken  leichtfüßig über die Gräben und im ca. 30 cm  tiefen bis hüfthohen winterlich eisigen Wasser.

Unter dem Schlachtruf "Hilf, Maria, milde"  stürzten sich die Dithmarscher Bauern von beiden Seiten auf das auf dem Straßendamm  mehr oder weniger stecken gebliebene Ritterheer, wobei die ersten beiden Dithmarscher Angriffswellen noch von den Dänen abgeschlagen werden konnten. Immer mehr Dithmarscher griffen jedoch nun  von den Seiten aus dem Wasser heraus an. Sie riefen sich zu: „Sla dat  Perd und dann den Reiter“. Als jedoch immer mehr Ritter so fielen und ihre guten Pferde starben, änderten sie ihr Verhalten und riefen „Sla den Reiter und schon de Peer“, denn nun wollten sie die Pferde als Beute erhalten.

So erstachen  sie Anfangs die Pferde der Ritter von unten mit Spießen, Stangen und Schwertern. Die Ritter fielen in das schlammige Wasser und wurden von den Bauern, die ohne Rüstung viel beweglicher waren, wie Katzen ertränkt oder erstochen.  Zunehmend in die Enge zusammengetrieben gerieten die zwangsrekrutierten leibeigenen Fahrer des Trecks  bald in Panik und so konnten die Führer  weder eine brauchbare Verteidigung aufbauen noch mit den im Treck enthaltenen Bagagewagen umkehren, weil die Straße zu schmal war.

Viele der Ritter und Landsknechte wurden nicht nur von den Dithmarschern im Kampf getötet,  sie ertranken auch in dem eiskalten Wasser im Kampf, wurden von den sterbenden Pferden erschlagen oder starben im Wasser bei dem Versuch, die Straße zu verlassen. Andere blieben wiederum hoffnungslos im Schlamm stecken und waren den Angriffen der Bauern gnadenlos ausgeliefert.

So konnte das für damalige Zeiten riesige Heer im Laufe weniger Stunden vernichtend geschlagen werden.

Die Dithmarscher - verständlicherweise rasend vor Wut auf die Schleswig - Holsteinischen und dänischen Invasoren -und über die Nachrichten, die sie aus Meldorf über die dortigen an ihren Landsleuten begangenen Gräuel erhalten hatten, erschlugen dabei alle Feinde, deren sie habhaft werden konnten.
Hans von Ahlefeld, ein holsteinischer Ritter, führte den „Danebrog“, die uralte, einmal angeblich vom Himmel gefallene Reichsfahne der Dänen. Von den rasenden Dithmarschern umgeben, wickelte er, wie es für Fähnriche in aussichtslosen Situationen bei den Landsknechten üblich war, die Fahne um seinen Körper. Trotzdem wurde er mit seinen 6 Knappen dahin gemetzelt. Auch der Eigentümer des Gutes Wittmold bei Plön, der reiche Bendix von Ahlefeld starb in dieser Schlacht. Obwohl er schon recht alt und so reich war und ihm mehrere Güter gehörten, packte ihn wohl die Gier nach mehr.

Insgesamt töteten die Bauern mehr als 600 Teilnehmer aus dem adligen Ritterheer sowie 3.500 Teilnehmer aus der Schwarzen Garde und aus den übrigen Heeresteilen. Bis auf zwei fielen alle Anführer der Schwarzen Garde. Die Verluste der Dänischen Armee waren mehr als 4.000 Mann.

Die Dithmarscher hatten Verluste von 300 Erschlagenen in Meldorf;  in der Schlacht selbst fanden nach Überlieferungen 60 Bauern und 8 angeworbene Landsknechte den Tod.

Die Schlacht dauerte etwas mehr als drei Stunden. Alle Teilnehmer waren vom Kampf in den Wasserfluten und dem eisigen Regen durch nass und kalt und durchgeregnet. Hagel und Schneeregen deckten bald die Leichen zu.

Nach der Schlacht wurden von den Dithmarschern nur die "einfachen Soldaten",   zusammen mit toten Pferden in Massengräbern beerdigt, die Mitglieder des Adels ließ man als Anstifter und Eroberer zur Strafe kleiderlos so lange auf dem Schlachtfeld liegen.

Neben dem Dannebrog und der dänischen Kriegskasse machten die Dithmarscher reiche Beute in Form von Artillerie - Kanonen (so genannten Feldschlangen), Waffen, Rüstungen, vielen Fuhrwerken und Trosswagen.

Große Trauer und Entsetzen über die vielen Opfer gab es  in den Schleswig - Holsteinischen Adels-Familien, fast jede holsteinische Adels Familie hatte mindestens einen Toten zu beklagen. Hatten  sie doch hochmütig mit einem leichten Sieg über den kleinen Bauernstaat und mit viel und reichlicher  leicht gemachter Beute gerechnet.


Nun aber waren auf der Seite der Dänen zwischen 3.500 und 4.000 Ritter und Mannschaften tot.

Oft waren auch mehrere Brüder, Väter und Söhne oder Vettern nicht zurückgekehrt. Genau so groß waren  die Verluste  der einfachen namenlosen Landbevölkerung. Diese Leibeigenen wurden ja von ihren „Herren“ gezwungen, als Lehnsleute an dem sie gar nicht interessierenden Krieg gegen die freien Bauern Dithmarschens teilzunehmen. Manch kleine Hofstellen in Schleswig-Holstein – aber auch in Dithmarschen - blieben verwaist. Schuld waren wieder einmal raffgierige gekrönte Häupter und Adlige, die den Hals nicht voll genug bekommen konnten und sich ohne Rücksicht auf das Recht an einfachen Menschen bereichern wollten.

Um 1500 gehören während der Otterndorfer Fehde und während der Schlacht bei Hemmingstedt zum engeren Führungskreis Dithmarschens die Regenten Karsten Holm,  Hans Peters,  Junghe  Hans  Dettleff  tom  Delve,  Clawes  Junge,  Clawes  Marquardt,  Palen  Widerick ( Paul Widderich ),  Swyns  Boie Nanne, Boien Claus Boie.

Sie  vertreten auch den Bauernstaat Dithmarschen bei den Friedensverhandlungen mit dem dänischen König  1500.

Am 15. Mai 1500 unterzeichnet Pawel Widerick aus Lunden einen Vertrag mit dem dänischen König und den Fürsten über den Friedensschluss und die Freilassung der Gefangenen und der Eider als nördliche Grenze.

Palen Widerick läßt sich 1502 mit "Claues Widdirke" (Claus Widderich) gemeinsam von Kardinal Raimund in Rom einen Ablassbrief ausstellen und wird in der Klage 1509 (fasc.7,fol.2v) der Gewalttat in Tilen, dem Stapelholmer Flecken bezichtigt.

Hier bezeichnet Herzog Adolf  ihn als " de Dithmerschen, sonderges (besunders) " de van Pahlen"...., also "die "Widderich von Pahlen".

Ein erneuter schäbiger Überfall des nächsten landgierigen Dänenkönigs führte 1559 dann doch zum Untergang der freien Bauernrepublik Dithmarschen.  Dithmarschen wurde erst unter den Siegern dreigeteilt, gehörte dann später zu dem nach dem Vertrage von Riepen  zum angeblich „op ewig ungedeelten“ Schleswig-Holstein, von dem nach dem ersten Weltkrieg mit Hilfe Englands der Teil „Nordschleswig“ zu Dänemark abgeteilt wurde . Weiterhin hatten die Widderichs aber die „Landes- vollmacht“. Sie gehörten auch später noch zu den Gemeinde- und Kirchenvorständen Dithmarschens.